Audi A8 50 TDI Quattro - Fahrbericht

Wir haben das Flaggschiff aus Ingolstadt gefahren, den neuen A8 50 TDI Quattro. Die Edellimousine strahlt Gediegenheit aus, ihre Verarbeitungsqualität ist nicht zu toppen, selbiges gilt auch für die technische Perfektion. Mit einer Karosserie aus Aluminium verfügt der 5,17 m lange Nobelcarrier natürlich über Allradantrieb. Der A8 ist bildschön gezeichnet, bärenstark, ein absoluter Leisetreter, ein wahres Technikwunder und zielt, wen wundert’s, auf Chefs und Manager ab. Für Normalsterbliche ist er nämlich kaum bezahlbar. Der Preis unseres A8, knapp 133.000 Euro brutto. Die Zulassungsquote liegt denn auch zu weit über 90 % beim gewerblichen Segment.

Audi A8 50 TDI Quattro - eine Top-Geschäftslimousine. Fotos. G. Zielonka

Beim A8 gefällt auch das durchgehende Leuchtenband am Heck.

Das Virtual Cockpit im A8 ist eine feine Sache.

Auch die vierte Generation des A8 hat sich hier zu Lande und anderswo sicher auch als so etwas wie ein rollendes Vorstandsbüro etabliert. Aber das Geschehen nur vom Fond aus zu dirigieren, wäre nicht gerade unser Geschmack und dafür ist dieser A8 eigentlich zu schade. Uns ist er viel lieber als echte Selbstfahrerlimousine, die noch dazu Vieles ohne Zutun des Fahrers erledigen kann, jedenfalls zeitweise, z.B. das Dahingleiten auf der Autobahn. Den Stau-Pilot allerdings, der automatisiertes Fahren gemäß Level 3 beherrscht, durften die Audianer noch nicht freischalten, von wegen der Rechtslage in diversen Ländern. Man kann’s verschmerzen. Ansonsten kann das Luxusgefährt vieles, selbst das Sprit sparen. Wir haben den Wagen während der 14-tägigen Testfahrten stets unter der 8-Liter-Marke halten können. Bei flotter Autobahnfahrt ein Achtungszeichen erst recht, da unser Testfahrzeug immerhin gute 2.100 Kilo auf die Waage brachte..

Zielsicher. Und unser A8 ist auch in Sachen Zielfindung ganz ein schlauer, die neue HERE-Navigation – basierend auf dem hoch genauen Kartenmaterial des Online-Geodatendiensts HERE, an dem auch Audi ein Drittel übernommen hat – macht’s möglich. Schon auf dem Weg zum A8 zeigt das Super-Navi, was es kann. Auf dem Weg zum Wagen gibt man seine Wunschadresse in die myAudi App ein, sie startet von da an die Navigation, wir steigen ein und unser A8 startet automatisch mit der Streckenführung zum vorher ins Smartphone eingegebenen Adresse. Diese End-to-End-Wegeführung ist schon faszinierend.

Nicht minder fesselnd die Adaptive Cruise Control als Teil des autonomen Fahrens. Der A8 passte das Tempo auf den Straßen Richtung Ziel automatisch an, ohne dass wir eingreifen mussten. Freilich darf man die Finger nicht vollends vom Lenkrad lassen; nach einigen Sekunden autonomen Fahrens auf Straßen mit Fahrbahnmarkierung wird man ermahnt, die Hände nicht weiter in den Schoß zu legen, sondern wieder Hand anzulegen am Steuer.

Vollkommen andere Bedienung. Unser A8 im gediegenen Metallicgrau war nicht nur prächtig anzusehen beim Exterieur, er war es auch im Innenraum. Luxus wohin man blickt. Designmäßig hat sich aus unserer Sicht am meisten beim Heck getan; vor allem erinnert uns die durchgehende Heckleuchte an die Zuffenhausener Sportwagenschwester und deren 911er. Das Wohlbefinden fängt schon beim Einsteigen an: Man muss die Türen gar nicht erst mit Kraft zuziehen, denn eine Servoschließung erledigt das für einen, indem sie die Türen sanft ins Schloss zieht. Startknopf drücken, die Bildschirme und das Virtual Cockpit erwachen, klassische Instrumente gibt es nicht mehr. Und weil man auch so gut wie keine Knöpfe und Schalter – Ausnahme der Lautstärkeregler zum Drehen mit geriffeltem Rand und mechanischem Rasten – hat sich die Bedienung komplett geändert. Durchgehend intuitiv funktioniert freilich längst nicht alles, man muss sich schon eine Zeitlang mit dem System auseinandersetzen und kommt dabei wohl nie zu einem Ende, so viele Funktionalitäten und Spielarten gibt es. Immerhin helfen verständlicher Einzelmenüs und eindeutige Beschriftungen, dass man stets weiß, woran man ist.

Auf dem zusätzlichen Display in Glasoptik und rückmeldend (bei entsprechendem Fingerdruck) unterhalb des zentralen Bildschirms in der Mittelkonsole lassen sich Klimatisierung und Belüftung des Wagens regeln. Toll, dass bei der Affenhitze im August 2018 (knapp unter 40° C im Freien) unsere Sitze kühlende Luft verströmten. Der Screen dient übrigens zugleich als Eingabefläche für Buchstaben und Zahlen, die man mit dem Zeigefinger aufschreiben kann, z.B. für allerlei Notizen, Nachrichten, Telefonnummern und und und. Allein diese Gelegenheit lässt erahnen, welche Vielfalt an Assistenten verbaut ist, wir reden jetzt nicht nur vom Spurwechselhelfer, Vom Einparkassistent oder vom Toter-Winkel-Assistent; es gibt zig unterstützende Features. Darunter auch die Spracherkennung, die uns zwar das eine oder andere Mal um ein „klärendes Gespräch“ bat, aber sie macht einen wirklich guten Job. Ansonsten gilt: Reinsetzen, und ausprobieren.   

Zum absoluten Wohlbefinden trägt z.B. die indirekte Illumination bei, die das Interieur mit einem rundum blau scheinenden schmalen Band in ein dezentes Blau taucht. Vor allem bei Dämmerung und Nachtfahrten kommt das verdammt gut an. Aber das ist nur eine von zig Spielarten des Komforts, der sich auch in technischer Hinsicht beinahe grenzenlos erweist.

Nette Randerscheinung sind die beiden pilzförmigen Lautsprecher von Bang & Olufsen links und rechts an den A-Säulen. Aber Vorsicht: Die B&O-Anlage kostet allein schon fast soviel wie ein Kleinwagen! Die Sitze sind vorne wie hinten ein Traum. Sie bringen sich, einmal mit den Tasten in den Türen eingestellt, eigenständig in Position. Vorn haben Fahrer und Beifahrer mächtig Platz und im Fond ist es nicht anders. Dass das Gestühl absolut langstreckentauglich ist und man damit auch mal 1.000 km herunterspulen kann, ohne Rückenbeschwerden und sonstige Wehwehchen beklagen zu müssen, naja, das gehört bei einem 5*-Luxusgefährt einfach dazu.

Den schick designten flachen Schalthebel müssen wir an dieser Stelle auch erwähnen, auch wenn man ihn so gut wie nie in die Hand nehmen (nach dem Start zum D oder ins R schieben oder auf das P beim Parken drücken, das war’s dann auch schon) muss. Die Reise unterwegs ist ein einziges gedämpftes Dahingleiten, geräuschdämmenden Scheiben sei Dank. Selbst wenn man das Gaspedal durchdrückt, der 286 PS starke TDI mit 600 Nm  kraftvoll anzieht und der A8 nahezu alles hinter sich lässt, bleibt es innen dennoch angenehm ruhig. Die 8-Gang-Automatik schaltet die Gänge unmerklich weich, sie ist so etwas wie ein Gedicht, gleich in welchem Modus man gerade unterwegs ist. Das Fahrwerk sucht seinesgleichen, erst recht mit Allradlenkung, die Einparken und Wenden erheblich erleichtert.
Erwähnen müssen wir noch, dass der 5,17 m lange Nobelcarrier ein 48-Volt-Bordnetz  samt Riemenstarter-Generator und Lithium-Ionen-Batterie (10 Ah) nutzt, er also ein Mild-Hybrid ist.

Wir haben uns selbstverständlich auch das Vergnügen gegönnt, einen Teil unserer Reisen im Fond zu verbringen. Mit Hinterbänklern hat das nichts zu tun, im Gegenteil: es lässt sich dort ganz gut arbeiten. Und auch hinten gibt’s ein Display, mit dem man z.B. alles Mögliche anstellen kann, z.B. die Leselampe aktivieren, deren Lichtkegel sich übrigens individuell steuern lässt.

Klar, es gibt wohl kaum ein Automobil, bei dem wir nicht etwas „zu meckern“ haben. Im Fall des A8 sind es die Türgriffe innen. Da haben sich wohl die Designer ausgetobt ohne an die Praxis zu denken. Die Griffe sind nämlich nur umständlich mit Finger-/Handverrenkungen zu ziehen. Und noch etwas stört uns: die ständigen Fingerfettflecken auf dem gläsernen Mittelkonsolen-Display die bei entsprechender Sonneneinstrahlung besondersstörend wirken. Also immer schön ein Microfasertuch mit sich führen um sauber zu halten was sauber sein sollte.

Tipp für Kaufinteressenten: Auf der Website von Audi heißt es beim A8: "Aufgrund der Umstellung unserer Fahrzeuge auf die Abgasnorm nach WLTP kann das von Ihnen gewählte Modell infolge der Produktion im Modelljahr 2019 hinsichtlich der Verbrauchs- und Emissionswerte, der technischen Eigenschaften und der Ausstattungen von den hier gezeigten Umfängen abweichen. Für weitere Informationen besuchen Sie www.audi.de/wltp oder fragen Sie Ihren Audi Partner. DMM.