Audi-Chef Rupert Stadler verhaftet

Der Holländer Bram Schot übernimmt mit sofortiger Wirkung kommissarisch die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden der Audi AG, nachdem der bisherige CEO Rupert Stadler (55) im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre am Montag, 18.06.2018 verhaftet worden ist.

Die Staatsanwaltschaft München wirft Stadler, der seit 11 Jahren an der Spitze des Premium-Autobauers steht, u.a. Betrug im Zusammenhang mit dem Verkauf von Dieselfahrzeugen mit manipulierter Abgasreinigung vor. Der Beschuldigte wurde der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die wegen Verdunklungsgefahr den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat, meldete die Staatsanwaltschaft München II.  

Nach der Verhaftung von Audi-Chef Rupert Stadler rückt der bislang unbelastete Vertriebschef Bram Schot vorerst an die Spitze des Autobauers auf. Der in den Niederlanden geborene Manager Bram Schot ist seit September vergangenen Jahres bei Audi. Er folgte auf Dietmar Voggenreiter, der über Streitigkeiten mit den chinesischen Händlern gestolpert war. Mit Stadler ist erstmalig in Deutschland ein Unternehmenschef hinter Gitter gebracht worden. Einige Stunden später trat der VW-Aufsichtsrat in Wolfsburg zusammen, um über die neue Lage und die Konsequenzen zu beraten. Nach den neuen Vorwürfen gegen Stadler sah sich das Gremium gezwungen, einen Nachfolger zu berufen, hieß es. Schot sei der ideale Kandidat dafür.

Ob Stadler jemals wieder auf seinen Posten zurückkehrt, ist offen. Wie der Fall des in Haft befindlichen Ex-Porsche-Entwicklungschefs und Audi-Motorenentwickler Wolfgang Hatz zeigt, kann sich das juristische Verfahren in die Länge ziehen. Hatz sitzt seit September 2017 in München in Untersuchungshaft. Bisher hatte sich Stadler auf die Unterstützung der Eigentümer-Familien Porsche und Piech verlassen können.

Rupert Stadler wuchs als Sohn eines Landwirts in Wachenzell (Kreis Eichstätt) auf. Nach dem Besuch der Knabenrealschule Rebdorf in Eichstätt studierte er an der FH Augsburg BWL mit den Schwerpunkten Unternehmensplanung/Controlling sowie Finanz-, Bank- und Investitionswirtschaft und schloss mit dem akademischen Grad Diplom-Betriebswirt (FH) ab.

Danach arbeitete Stadler bei der Phlipis Kommunikation Industrie AG in Nürnberg. 1990 wechselte er zur Audi AG, wo er Aufgaben im Bereich Controlling übernahm. 1994 trat er als Kaufmännischer Geschäftsführer bei der Volkswagen-Audi España S.A in Barcelona ein. Der Aufsichtsrat der Audi AG wählte ihn am 06. Dezember 2006 zum neuen Vorstandsvorsitzenden als Nachfolger des ebenfalls im Zusammenhang mit dem Diesel-Chaos geschassten VW-Chefs Martin Winterkorn, der nach wie vor behauptet, nichts von den Manipulationen gewusst zu haben, was ihm freilich niemand mehr glaubt. Stadler startete als Audi-CEO am 01. Januar 2007. Seit 2010 ist er zugleich Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG und Mitglied im Aufsichtsrat der Porsche Holding Gesellschaft m.b.H., Präsident des Verwaltungsrats de Automobil Lamborghini S.p.A., Präsident des Verwaltungsrats der Volkswagen Group Italia S.P.A., Vorsitzender des Aufsichtsrats der MAN Truck & Bus AG, Mitglied im Aufsichtsrat der MAN SE, Mitglied im Verwaltungsrat der Italdesign Giugiaro S.p.A., Mitglied im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG. Quelle: Staatsanwaltschaft München II / Audi / DMM