BARIG mahnt Verbesserungen an

2017 gab es so viele Fluggäste wie noch nie. Schuld daran ist die unsägliche Billigfliegerei. Mit einem Zuwachs von 7,3 % wurde weltweit die 4-Mrd.-Marke bei den beförderten Fluggästen geknackt. Doch ein qualitatives Wachstum kann es nur geben, wenn auch die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden, fordert das Board of Airline Repreentatives, International Airline Association of Germany.

BARIG mahnt in Deutschland effizientere Sicherheits-, Grenz- und Zollkontrollen an, eine bedarfsgerechte Modernisierung und Anpassung der Infrastrukturen sowie eine deutliche Optimierung des Kapazitätsmanagements im europäischen Luftraum. Und so bekräftigte denn auch die jüngste BARIG Vollversammlung, dass – wie auch von zahlreichen anderen Verbänden gefordert – alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um die aktuelle Kapazitätskrise im Luftverkehr, sowohl am Boden als auch im Luftraum, zu managen, damit die Zuverlässigkeit des Luftverkehrs wieder gewährleistet werden kann.

Die Vertreter der BARIG Mitglied-Airlines debattierten über die aktuelle Situation im deutschen Luftverkehr in der Zentrale der Deutschen Bahn in Frankfurt/M. mit Business Partnern sowie mit Vertretern des Luftfahrt-Bundesamtes (LBA) und der Deutschen Flugsicherung (DFS). Zu den Kernthemen gehörten neben der Zusammenarbeit der Fluggesellschaften mit dem LBA u.a. auch die Ursachen der Kapazitätskrise, die schon an Ostern zu langen Warteschlangen, Verspätungen und Flugausfällen geführt hatte. Engpässe gab es vor allem bei den Sicherheitskontrollen wie auch bei der Flugsicherung, die den boomenden Flugverkehr nicht zufriedenstellend organisieren konnten. Ebenso fehlte es teilweise an Infrastruktur, die nicht mit dem wachsenden Markt mithalten konnte.

Das LBA ist in erster Linie eine technische Prüfungs- und Zulassungsbehörde, die Luftfahrtbetriebe und Fluggesellschaften genehmigt, überwacht und z.B. Piloten und Fluglotsen ausbildet. Damit trägt das LBA noch weit vor dem Start eines Flugzeuges zur Sicherheit eines Fluges bei. Kristina Hill, Referatsleiterin S5 im LBA, erläuterte den Teilnehmern der Vollversammlung die Grundlagen und Verantwortlichkeiten der Luftsicherheit in Deutschland und gab den Vertretern inländischer und ausländischer Mitglied-Airlines Empfehlungen für eine reibungslose Zusammenarbeit mit dem LBA.

Kapazitätsgrenze bei den Luftstraßen ausgereizt. Die Deutsche Flugsicherung sorgt für eine sichere und geordnete Abwicklung des Luftverkehrs. Doch gibt es große internationale Unterschiede, u.a. hinsichtlich der Kooperation ziviler und militärischer Dienststellen. „Deutschland hat den komplexesten Luftraum weltweit, der einerseits regional, andererseits nach Flughöhe kontrolliert wird“, so Robert Schickling, Geschäftsführer Betrieb bei der DFS. Er führte aus, dass die Kapazitätsgrenze in Deutschland nahezu ausgereizt sei. „Zukünftig wird eine gewisse Luftraumoptimierung durch die Verlagerung von Flügen auf andere Flughöhen erreicht werden können, doch muss neben EU-weiter Harmonisierung auch möglichst rasch weiteres Personal ausgebildet werden, um das bis 2024 jährlich mit durchschnittlich 2 % wachsende Luftfahrtaufkommen zu managen.“

Neuorganisation bei Sicherheitskontrollen. Um zu ihrem Flug zu gelangen, müssen Passagiere wichtige Sicherheitskontrollen passieren, die von der Bundespolizei organisiert werden. Diese sind an deutschen Flughäfen im europäischen Vergleich nur halb so effizient, so dass sich BARIG für eine Neuorganisation der wenig effizienten Sicherheitskontrollen einsetzt und Forderungen, die Verantwortlichkeiten bei Organisation und Durchführung auf Flughafenbetreiber in Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften zu übertragen, unterstützt. Der Staat bleibt dabei oberster Aufseher und hat die Weisungskompetenz.

Infrastruktur. Schätzungen zufolge werden sich die Passagierzahlen weltweit bis 2035 nahezu verdoppeln, doch die Entwicklung der Infrastruktur hält nicht mit. Beispiel Frankfurt: „Mit einer Entspannung der Situation in Frankfurt rechnen wir erst 2021 mit Pier G und 2023 mit Terminal 3. Bis dahin ist eine Expansion ohne Qualitätsverluste und Verspätungssituationen nur möglich, wenn unmittelbar strikte Steuerungsmaßnahmen zur Verbesserung der Qualität ergriffen werden“, so der BARIG Vorsitzende Michael Hoppe. „Zudem muss am Airport München die dritte Start- und Landebahn weiter vorangetrieben werden, sonst laufen Airports an anderen europäischen Standorten Deutschland den Rang ab.“

Entlastung in Spitzenzeiten und Kapazitätsoptimierung. Um Personalmangel zu Spitzenzeiten abzufangen, können bestimmte Luftverkehrsservices geleast bzw. ausgelagert werden, wie Sinan Düvenci und Maik Bossmann von AviationPower GmbH betonten. Da gut frequentierte Flughäfen auch manchen Kunden auf die Bahn ausweichen lassen, stellte Hendrik Düringer, Leiter Revenue Management bei Deutsche Bahn AG, vor, wie bei der Deutschen Bahn dynamische Ticketpreise eine rechnergesteuerte Kapazitätsoptimierung ermöglichen. Quelle: BARIG / DMM