Betrug mit erfundener Airline

Sie nannte sich Germany Airlines i. Gr. (in Gründung) und bezeichnete sich auf der Website www.germanyairlines.net als einen „zuverlässigen Partner für Charterflüge von Deutschland nach Kosovo". Und angeblich arbeitete Germany Airlines eng zusammen mit mehreren Reisebüros. Die Homepage lässt sich seit Sonntag nicht mehr öffnen. Und auch die vorher auf der Homepage angegebenen Telefonnummern in Deutschland und der Schweiz sind „tot“. Grund: Hinter der Airline verbirgt sich eine mutmaßlich üble Betrugsmasche. Die Fluggesellschaft - Die GA Germany Airlines GmbH war in Leverkusen angemeldet - hat es nämlich nie gegeben.

Fingierte German Airline - Fotomontage DMM

Als der Online-Auftritt vorige Woche noch funktionierte, erschien er professionell gestaltet. Auf der Webseite begrüßten große, farbige Bilder von deutschen und schweizer Städten den Besucher, und es wurde für Flüge nach Prishtina geworben. Auch der Name klang nach mehr:  Germany Airlines. Das Logo, das man auf Google noch „bewundern“ kann, ist punktförmig in Schwarz-Rot-Gold gehalten.

Die vorgebliche Fluggesellschaft brüstete sich damit, Flüge ab Basel, Düsseldorf, München und Stuttgart anzubieten. Indes: Niemand kennt diese Fluggesellschaft und eine Luftfahrt-Betriebslizenz für dieses Unternehmen existiert nicht. Es soll angeblich Kunden geben, die Flüge von Basel nach Pristina gebucht und diese im Voraus bezahlt hätten. Zwei Tage vor Abreise sei dann die Meldung bei ihnen eingetroffen, dass die Flüge leider storniert wurden. Das Geld werde jedoch rückerstattet oder sie werden auf einen neuen Flug gebucht, teilte eine Reklamationszentrale Schweiz mit. Und das war’s dann.
Aufgedeckt wurde der Fall vom Schweizer Boulevardblatt Blick (vergleichbar der deutschen Bild-Zeitung).

Blick schildert den ihr bekannt gewordenen Fall wie folgt: Ein Jahr lang spart der Schweiz-Kosovare E. H. (57) mit seiner elfköpfigen Familie für die Sommerferien. Sie wollen ihre Verwandten nahe der kosovarischen Hauptstadt Pristina besuchen. Als H im Internet nach günstigen Flügen ab Basel suchte, wurde er fündig: Die Fluggesellschaft Germany Airlines bot eine Verbindung an. Kostenpunkt: Über 3.500 CHF ( rund 3.000 Euro) für die ganze Familie. Sehr viel Geld für die Familie H. Dennoch buchte der Vater die elf Tickets, überwies das Geld. Dann aber der Schock: H‘s Schwiegertochter entdeckte im Internet eine Warnung:  Germany Airlines zocke Kosovaren systematisch ab, die von Basel nach Pristina fliegen wollen!

Urs Holderegger, Pressechef des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl), bestätigt gegenüber BLICK die Befürchtungen der Familie: „Diese Fluggesellschaft gibt es schlichtweg nicht. Dementsprechend gibt es auch keine Flüge.“ Beim Bazl seien bereits mehrere Meldungen zur dubiosen Firma eingegangen. Ein Kontakt zur erfundenen Fluggesellschaft war nicht mehr möglich.

Laut einer Schweizer Rechtsanwaltskanzlei benutzte die vermeintliche Airline mit der professionell gestalteten Website ein ganzes Lügengebäude, um Kunden zu ködern und zu täuschen. Selbst mit einer gewissen Sorgfalt sei deshalb nicht einfach gewesen zu erkennen, dass es diese Airline und die angebotenen Flüge gar nicht gibt. Laut der Kanzlei sei der Tatbestand des Betrugs erfüllt. Die Spuren führen nach Deutschland zum mutmaßlichen Firmeninhaber, einem verheirateten Familienvater und Kosovaren.
Die Seite von Germany Airlines wird zwar auf Google noch angeführt, aber abrufbar ist sie nicht mehr. Die Schweizer Telefonnummer funktioniert auch nicht mehr, dafür aber die deutsche in Leverkusen. Blick-Redakteure riefen dort an und bekam Ausreden wie „Germany Airlines betrüge keine Leute, biete keine Flüge an, habe keine Website. Und auf die Frage nach dem Inhaber (Name war bekannt) antwortete eine Frau mit albanischem Akzent, sie kenne diesen Mann nicht.

Inzwischen hat sich die Verbraucherschutzzentrale (Reklamationszentrale) Schweiz dem Fall angenommen: Die Verbraucherschützer haben Strafanzeige gegen Germany Airlines erstattet und die Machenschaften dem Schweizer Bundesamt für Polizei (Fedpol) gemeldet. Übrigens funktioniert jetzt auch die Leverkusener Telefonnummer nicht mehr. Quelle: blick.ch / DMM