BMW ist innovationsstärkster Premium-Autobauer

Für die Beurteilung der Innovationskraft sind im Automobilmarkt nicht nur die Konzerne, sondern auch deren einzelne Marken entscheidend. „Innovationen sind für das Markenimage heute wichtiger denn je“, so Studienleiter Prof. Dr. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM). CAM, (versteht sich als unabhängiges Institut für empirische Automobilforschung sowie für strategische Beratung) nahm die aktuellen Neuerungen von 32 Premiumherstellern weltweit unter die Lupe. Insgesamt wurden dabei 562 Innovationen identifiziert und nach systematischen Kriterien bewertet. BMW landet auf Platz 1.

„Die Automobilmarken stehen angesichts paradigmatischer Veränderungen von Technologien und Geschäftsmodellen vor den größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Innovation wird dabei zur zentralen Überlebensfrage“, so Bratzel. Die Studie AutomotiveINNOVATIONS 2018 zeigt neben der Innovationtätigkeit der Markenhersteller auch andere zentrale Innovationstrends der Automobilbranche auf und ermöglicht ein umfassendes Verständnis entsprechender Entwicklungen.

Die Bestenliste der Premiummarken. CAM nahm die aktuellen Neuerungen von 32 Premiumherstellern weltweit unter die Lupe. Insgesamt wurden dabei 562 Innovationen identifiziert und nach systematischen Kriterien bewertet. BMW landet in einem Kopf-an-Kopf Rennen mit 100 Indexpunkten vor Daimler (98 IP) und der Volkswagen-Tochter Audi (92 IP). Dabei überzeugen die Münchner u.a. mit ihrem Tarif- und Umwelt-optimierten Batterielade-Service im 530e iPerformance und mit ihrem neuen „On-Street-Parking“-Service. BMW verwirklicht mit 60 Neuerungen auch besonders viele Innovationen und kommt erstmals seit sechs Jahren wieder auf Platz eins.

Dem Zweitplatzierten Mercedes-Benz gebührt dabei die Auszeichnung der Marke mit den meisten Weltneuheiten (25), wie z.B. ein aktiver Nothalteassistent in der S-Klasse, der gleichzeitig das Fahrzeug stoppen und einen Notruf absetzen kann, oder ein Unfall-Meldesystem, das auch bei parkenden Fahrzeugen den Besitzer per SMS informiert. Knapp hinter Mercedes folgt Audi, die auf 60 Innovationen kommen, darunter 16 Weltneuheiten wie eine Radlösewarnung oder ein Ausstiegs-Warnsystem im neuen Audi A8, das die Tür kurz blockiert, wenn sich von hinten ein Fahrradfahrer nähert.

Größter Aufsteiger ist die Toyota-Tochter Lexus, die von Rang 17 im Vorjahr auf Platz fünf vorstoßen. Danach folgt mit NIO bereits die erste chinesische Premiummarke. Innovationsbeispiele sind hier ein verbesserter Katalysator von Lexus, der weniger Edelmetall benötigt oder die „over-the-air“-Funktions-Updates von Nio.

Betrachtet man die Entwicklung der Innovationsstärke über die letzten Jahre, so wird deutlich, dass neue Player wie Tesla den deutschen Premiummarken gefährlich werden können. Auch wenn die Marke von Elon Musk im letzten Jahr etwas schwächer wird, hat sie seit 2013 eine beeindruckende Steigerung der Innovationsstärke gezeigt. Ähnliche Entwicklungen könnten künftig auch chinesische Premiummarken wie Nio durchlaufen.
Hierzu Stefan Bratzel: „Die Studienergebnisse zeigen, dass die deutschen Premiummarken immer noch Innovationsführer in der Fahrzeugtechnik sind. Allerdings könnten neue Player wie Tesla oder NIO aus China den etablierten Premiumanbietern zunehmend Konkurrenz machen, die ihre Innovationsanstrengungen konsequent auf die Zukunftsthemen fokussieren.“

Die Innovationsführer unter den Volumenmarken. Bei den Volumenmarken wurden 65 Automobilhersteller untersucht, die im 12-monatigen Untersuchungszeitraum insgesamt 663 Innovationen präsentieren. Souverän den ersten Platz im Innovationsranking sicherte sich die Marke VW mit insgesamt 62 Einzel-Innovationen. Honda und Ford kommen auf die Ränge zwei und drei. VW punktete mit Neuerungen wie dem VW Arteon mit Nothalteassistent und einem Kollisionswarner, der auch seitliche Kollisionen berücksichtigt oder dem ersten Otto-Partikelfilter im Minicar-Segment (Up GTI) und. Unter den Top-platzierten Volumenmarken ist Honda der größte Aufsteiger. Die Japaner verbessern sich von Rang vier auf zwei. Sie punkten etwa mit einem Ausweich-Assistent oder einem vorausschauenden Adaptiv-Tempomaten, welche mit dem Civic erstmals in der unteren Mittelklasse erhältlich sind oder mit dem Honda Clarity, dem bis dato reichweitenstärksten Plug-In-Hybrid.

Mit Nissan, Hyundai, Toyota, Kia und Mazda und Suzuki gelangen allesamt Hersteller aus Japan und Korea in die Top-10 der innovationsstärksten Volumenmarken des Jahres. Einzig die französische Marke Renault kommt – nach einem sehr guten Rang zwei im Vorjahr - noch auf Platz neun. Bei Renault hat sich die Zahl der Innovationen im Vergleich zum Vorjahr auf nur noch 22 Neuerungen fast halbiert.  

Technologisch spielen die Zukunftsfelder Elektrifizierung des Antriebs, Digitalisierung und erweiterte Fahrerassistenzsysteme bis hin zum autonomen Fahren eine immer größere Rolle. Eine „Enabler-Technologie“ für viele dieser neuen Funktionen und Dienste ist die Integration von „intelligenten“, d.h. lernfähigen Funktionen ins Fahrzeug. Innovationen, die mit dem Thema „Artificial Intelligence“ (AI) oder verwandten Begriffen zu tun haben, sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Hierbei handelt es sich z.B. um lernfähige Navigationssysteme, vorausschauende Auto-Pilotsysteme oder Bedien- und Anzeigekonzepte, die die Stimmung des Fahrers erkennen können. 70 % der Innovationen befinden sich dabei noch im Prototypen- oder Vorserienstadium, alle anderen werden bereits in Serie eingesetzt.

Die meisten „intelligenten“ Innovationen stammen bislang von VW, Daimler, GM und Honda.
•    Darunter findet sich etwa ein autonomes Konzeptauto von VW, das über ein selbstlernendes Fahrwerk verfügt, das sich dynamisch an Fahrzeug, Fahrer und aktuelle Gegebenheiten anpasst.
•    Bereits in Serie verfügbar ist das MBUX-Bediensystem von Mercedes-Benz, welches mithilfe von AI das Benutzungsverhalten des Fahrers lernt (z.B. bevorzugte Routen, Kontakte, Songs oder Radiosender) und auf Basis seiner Nutzergewohnheiten individuelle Vorschläge unterbreiten kann.
•    General Motors bietet in den USA einen Marktplatz für In-Car Shopping an. Mithilfe von Machine Learning werden Echtzeit-Interaktionsdaten wie Standort, Tageszeit oder bestehende Kundenkonten des Fahrers bei Drittanbietern berücksichtigt, um ihm personalisierte Angebote in der direkten Umgebung zu bieten, sofern er das möchte.

Zur Studie: Die Gesamtstudie AutomotiveINNOVATIONS 2018, die ca. 150 PowerPoint-Seiten mit ca. 120 Grafiken, Abbildungen und Tabellen umfasst, kann unter www.auto-institut.de kostenpflichtig bestellt werden. Sie identifiziert auf Basis von über 1.200 kategorisierten und einzeln bewerteten, fahrzeugtechnischen Neuerungen des Jahres 2017/18 die Zukunftstrends von 36 Automobilkonzernen mit 89 Marken u.a. aus Europa, Japan, den USA und China. Quelle: CAM / DMM