Dann schon lieber mit Delta fliegen

Es passieren doch immer wieder nette und weniger nette Geschichten, die man vor, während und nach einer Flugreise erleben kann. So auch diese Woche, als ich geschäftlich in Atlanta (Georgia) zu tun hatte. Am Ende war ich übrigens heilfroh, dass ich nicht mit Lufthansa, sondern mit Delta Air Lines unterwegs war. Meine Kollegen jedenfalls, die mit Lufthansa von München bzw. Frankfurt nach Atlanta/Georgia reisten, waren weniger happy.

Diesmal wieder Delta statt Lufthansa. Darüber sollte der Platzhirsch in Deutschland mal nachdenken. Foto GZ

Bei Lufthansa klappt zurzeit nichts, aber auch gar nichts. Das habe ich in den letzten Wochen bei meinen LH-Flügen mehr als zur Genüge erlebt und erlitten. Erlitten deshalb, weil gleich mehrere meiner Flüge ersatzlos gestrichen worden waren und die anderen teils mächtige Verspätungen aufwiesen. Wie gesagt, meine Kolleginnen und Kollegen, die das Pech hatten, ab München mit Lufthansa zu fliegen, mussten nicht nur mit einem „alten Klepper“ namens A340-600 und dementsprechend mittelalterlicher Business Class Vorlieb nehmen; sie konnten auch sonst nicht viel Positives über ihren Hin- und Rückflug berichten. Der Hinflug verzögerte sich schon mal ab München um glatte drei Stunden, weil im Erdinger Moos wieder mal Nebel herrschte. Moderne Flughäfen wie der von München sollten damit eigentlich zurecht kommen. Aber es blieb beim „sollten“.

Der Rückflug am 19. September abends stellte die Kollegen, die Lufthansa (der Flug kostet offiziell satte 7.683 Dollar!) gebucht hatten, auf die nächste Geduldsprobe. Denn ihr Flieger, eine A340-600 (Flug LH 444) war zwar pünktlich in Frankfurt gestartet, drehte aber wegen Triebwerksproblemen kurz vor Köln um, und landete wieder in Frankfurt. Die Piloten und die 201 Passagiere hatten starken Öl- und Brandgeruch wahrgenommen, einigen Fluggästen soll schlecht geworden sein. Der Jet landete ohne Kerosin abzulassen wieder mit überhöhtem Landegewicht. Unterm Strich kamen so gute fünf Stunden Verspätung zusammen, bis der Ersatzvogel endlich in Atlanta-Hartsfield aufsetzte, um nach gut einstündiger Zeit der Bereitstellung für den Rückflug fertig zu sein. Ewig in einer Lounge die Zeit totzuschlagen wie in der Sky Lounge in Terminal E6 geschehen, ist auch nicht jedermanns Sache. Zumal die Lounge schon in meinem Fall mehr als brechend voll war, 500 vielleicht mehr Gäste hielten sich dort auf. Immerhin. Das Catering dort, davon können sich deutsche Lounges jede Menge Scheiben abschneiden.

Als einzig Glücklicher unserer Gruppe war ich derjenige, dessen Rückflug mit Delta Air Lines pünktlich auf die Minuten startete und der sogar eine Stunde früher in Frankfurt war, als es der Flugplan vorsah. Hatten wir auf dem Hinweg von Frankfurt nach Atlanta noch auf der Höhe des Nordpolarmeers und der kanadischen Goose Bay Gegenwinde mit bis zu 322 km/h, die sich erst über New York etwas auf 150 km/h abschwächten – das waren die Ausläufer von Hurrican Florecne – so trieb uns ein Sturm drei Tage danach von New York bis kurz vor Irland mit Rückenwinden jenseits der 200 km/h flott über den Atlantik Richtung Europa voran.  

Natürlich ist auch bei Delta Air Lines nicht alles Gold was glänzt. Denn auch die Amerikaner setzen auf beiden Verbindungen ziemlich betagtes Fluggerät ein, eine alte B767-300 mit ähnlich gewöhnungsbedürftiger Business Class (vermutlich aus den 1980er Jahren) wie Lufthansa und einem Infotainment aus Zeiten Nebukadnezars. Letzteres funktionierte an meinem Sitzplatz 1A gar nicht erst und war auch über die 8 Stunden Flugzeit nicht zu bewegen, auch nur ansatzweise arbeiten zu wollen. Dann greife ich halt zu meinem Laptop. Aber: Selten erlebt man derart zuvorkommendes und nettes Kabinenpersonal wie bei Delta. Hut ab. Da können vor allem die Asiaten vom Schlage Singapore Airlines noch viel lernen, bei denen wir erfahren haben, was Unhöflichkeit den Gästen gegenüber bedeutet.

Bevor ich es vergesse: Ganz speziell war für mich als Pre-Check-Kunde ein Erlebnis kurz vor dem Hinflug im Frankfurter Terminal 2. Der Check-in war ziemlich locker, wie ich das von meinen US-Flügen her kenne. Aber etwas bedröppelt dreingeschaut habe ich, als ich vom Gate 5 mal kurz das WC nebenan aufsuchen wollte. Zum Glück hatte ich meinen Pass mitgenommen. Als ich zurückkehrte, frage mich eine US-Aufsichtsperson am Eingang des Wartebereichs, ob ich auf der Toilette Kontakt mit einer anderen Person gehabt hätte. Und die Lady wollte wissen, ob ich auf der Toilette etwas gekauft hätte. Und schließlich sollte ich ihr noch sagen, wer wohl während meiner Abwesenheit auf mein Handgepäck aufgepasst hätte. Naja, sie wollen es eben ganz genau wissen, wer sie da besuchen kommt, ob als Gast oder Rückkehrer. In Deutschland ist das bekanntlich anders. Da dürfen Millionen ohne Pass und mit falschem Namen erscheinen. Die Konsequenzen spüren die Deutschen beinahe überall. Aber Hand aufs Herz: Mit wem soll ich wohl auf dem WC Kontakt gehabt haben? Und was bitteschön hätte ich vor dem Urinal stehend schon kaufen können? Das entgegnete ich der Officer. Eine Antwort darauf konnte sie mir auch nicht geben.

Unangenehm ist mir auf dem Hinflug eigentlich nur eines aufgefallen. Es war ja ein Flug bei Tageslicht, der kurz nach 11 Uhr in Frankfurt startete. Und ich bin jemand, der, wenn er in der Kabinen sitzen muss, auch ganz gerne mal nach draußen blickt. Aber nichts da. Kaum hatte unsere Maschine abgehoben zogen alle Passagiere in den Fensterbereichen die Fensterblenden zu. Grund: Sie alle wollen entweder gleich schlafen oder Filme im Entertainment schau’n. In verstehe derlei ja bei einem Abendflug. Aber beim Langstrecken-Tagflug alles dicht machen, ist schon eine Unsitte, die immer mehr um sich greift. Gernot Zielonka