„Das Beste aus beiden Welten“: Zukunftstag von GBT

Die Kunden der Geschäftsreisedienstleister American Express Global Business Travel (GBT, gehört der US-amerikanischen Certares Investoren-Gruppe) und HRG werden es im Tagesgeschäft nicht spüren, dass GBT den bisherigen Wettbewerber HRG übernommen und den Integrationsprozess in Gang gesetzt hat. Dieses Ziel formulierten Florian Storp, Vice President Central Europe von GBT, und Wolfgang Straßer, Vice President Traveler Care Central Europe, vergangene Woche während des Kundenforums „Zukunftstag 2018“ in Frankfurt/M..

Im Mittelpunkt der mit rund 150 Kunden und Partnern außerordentlich gut besuchten Veranstaltung stand außerdem das Thema Digitalisierung – mit seinen Chancen, aber auch Risiken. 

Unter dem Titel The Power of Two skizzierte Florian Storp, der Gastgeber des Tages, die Entwicklung von GBT. Das Unternehmen entstand in seiner heutigen Form im Jahr 2014 durch formale Trennung vom Kreditkartenanbieter American Express. Das signifikante Startkapital des Joint-ventures ermöglichte die Aufstellung eines Top-Management-Teams sowie die Akquisitionen des Technologiehauses KDS, des Eventmanagement-Spezialisten Banks Sadler – und eben des Wettbewerbers HRG. 

Das Ergebnis ist eine der weltweit führenden Travel Management Companies mit mehr als 16.000 Mitarbeitern und Präsenz in mehr als 140 Ländern. „Beide Unternehmen sind in einigen Märkten bisher mit Partnern unterwegs – und in vielen dieser Märkte hat das jeweils andere Unternehmen ein eigenes Büro. Das bedeutet, dass wir zusammen unseren Kunden mehr Märkte mit eigenen Büros bieten können“, so Florian Storp. „Das Beispiel zeigt: Es geht nicht darum, ein Konzept über das andere zu stülpen, sondern unseren Kunden das Beste aus beiden Welten zu bieten.“ 

Sowohl Florian Storp als auch Wolfgang Straßer betonen, dass ein eigens benanntes, unabhängiges Arbeitsteam die Integrationsaufgaben angeht, sodass sich alle Mitarbeiter unverändert ihren Kunden widmen können. „Sie sollen es nicht spüren, was im Hintergrund abläuft – höchstens positiv durch neuen Buchungscontent oder durch besseren Service über eigene Standorte“, so Florian Storp. „GBT wie auch HRG stehen für Kundenfokus, Transparenz, Kosteneffizienz, Vergleichbarkeit und Fairness im Reisevertrieb. Disruptoren sind für Reisende eine große Verlockung. Wir sind in der Lage, das Dilemma zu lösen und Full Content zu Preisen zu bieten, die erst gar keine Verwirrung aufkommen lassen.“ 

Digitale Plattformen sind für beide Unternehmen ein zentrales Element des Portfolios. „Unsere Plattformen werden zusammenfinden“, sagte Florian Storp. „Wir bauen auf bereits getätigten Investitionen auf und beschleunigen so Innovationen.“  GBT und HRG werden die digitalen Services weiter ausbauen. Allerdings, so Storp: „Es wird nie Digitalisierung ohne persönlichen Touch geben.“ 

Damit sprach er dem Keynote-Redner des Tages aus der Seele. Vince Ebert, Physiker, Unternehmensberater und Moderator von Wissenschaftssendungen, brach eine Lanze für die Kreativität im Zeitalter der Daten: „Was durch die Digitalisierung massiv zunimmt, ist nicht die Innovation, sondern die Information. Der kluge Umgang damit ist die größte Herausforderung“, sagte er. „Daten werten sich nicht selbst aus.“ Big Data sei so groß, dass sich immer Korrelationen fänden – auch offensichtlich unsinnige. Daher sei der menschliche Faktor auf lange Sicht unersetzlich. „Computer rechnen, Gehirne verstehen, das ist der fundamentale Unterschied. Gutes Reisemanagement besteht nicht nur aus Algorithmen. Viele Dinge, vielleicht die wesentlichen, sind für Daten unsichtbar.“ Das gelte gerade auch für kreative Problemlösungen: „Wir können deutlich schlechter rechnen als ein rozessor, aber wir haben Fantasie“, so Vince Ebert. „Und damit gestalten wir die Zukunft.“ 

Wie digitale Zukunft aussehen kann, zeigte Nils Neuenhüsges, Leiter des Einkaufs für Dienstleistungen & indirektes Material beim Intralogistik-Spezialisten Jungheinrich und GBT-Kunde. In seinem Workshop „Die end-to-end volldigitale Geschäftsreise“ beschrieb er sein Projekt, sämtliche Prozessschritte von der Reiseplanung bis zur Abrechnung digital zu gestalten. Seine Tipps: Den Betriebsrat rechtzeitig einbinden, die Meinungsführer im Unternehmen ansprechen, die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern sauber definieren – alles Hinweise aus Erfahrung. Neuenhüsges lobte ausdrücklich die Flexibilität und Dynamik des IT-Dienstleisters KDS, der auf Anregung von Jungheinrich viele zusätzliche deutsche Spezifika in seine Geschäftsreise-IT-Lösung eingebaut hat. „Es war eine turbulente Zeit“, fasste Nils Neuenhüsges zusammen. „Aber es hat sich gelohnt: Wir sind jetzt bestens für die Digitalisierung gerüstet.“ 

Die Vorteile digitaler Lösungen stellte auch Bettina Buder heraus, Communication & Client Manager im Global Client Management von GBT. In ihrem Workshop „Hoteleinkaufsprozess am Point of Sale“erläuterte sie am Beispiel eines großen europaweiten Konzerns, wie Hotels in einem eigentlich durchdefinierten Travel Management noch Optimierungs- und Einsparpotenzial bieten. Denn Hotels machten im betrachteten Unternehmen 20 Prozent des Reisevolumens aus – und wurden zu 40 Prozent außerhalb der Reiserichtlinien gebucht, so Buder. Daher hat GBT zweierlei angestoßen: die Einrichtung eines Hotel-Hubs (Supplier Management Platform) und die Ausweitung des erlaubten Spektrums an Hotelraten. KDS erlaubt es, eine große Zahl an Content-Quellen über einen Hub zusammenzuführen – bei unveränderten Prozessen für die Nutzer. Mehr Content und mehr erlaubte Raten führten dazu, dass zwei Drittel (statt vorher die Hälfte) der Übernachtungen auf eine Weise gebucht werden, dass die Reports sie erfassen. „Und die Hotelausgaben sind signifikant gesunken“, sagte Bettina Buder. Ihr Fazit: „Vince Ebert hat Recht – man muss kreativ sein.“ 

Dass die Digitalisierung auch eine dunkle Seite hat, führten der Journalist und Terrorismus-Experte Rolf Tophoven und Travel Manager Michael Hosp in ihrem Workshop „Sicherheit und Unterstützung auf Reisen“ vor Augen. „Der Islamische Staat ist am Ende, aber der Terror nicht besiegt“, lautete Tophovens These: Kritische Regionen seien Nordafrika und der Nordsinai, aber auch 774 Deutsche würden vom Bundeskriminalamt als Gefährder eingestuft. Terror funktioniere inzwischen digital, so Tophoven, und erreiche auch Deutschland. Führungsoffiziere leiteten per Messenger Einzeltäter an – zum Beispiel beim Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016. Umso wichtiger ist es, ergänzt Michael Hosp, Outsourced Travel Manager von Telefónica Deutschland, mit den Reisenden in Kontakt zu bleiben, zum Beispiel mit Expert Care. Die GBT-Lösung sei während des Terroranschlags 2016 in München sehr hilfreich gewesen, sagte Hosp, denn Telefónica sitze in der Nähe des damaligen Geschehens und habe so alle Mitarbeiter rasch lokalisieren und kontaktieren können. 

„Die Digitalisierung hat viele Facetten und treibt das Geschäft in neue Dimensionen. Der Zukunftstag 2018 hat einige davon praxisnah und hochaktuell thematisiert. Die große Teilnehmerzahl zeigt, dass wir damit einen Nerv getroffen haben“, sagt Florian Storp. „Die Kunden von GBT und HRG können sicher sein, dass wir die Digitalisierung der Geschäftsreise mit Verve vorantreiben – und mit dem uns eigenen persönlichen Touch.“ Quelle: GBT / DMM