DB Fernverkehr verabschiedet sich vom ICE Frankfurt-London

2012 wollte die Deutsche Bahn ICE-Verkehre von Frankfurt über Köln und Brüssel nach London starten. Seitdem ist es um dieses Angebot ziemlich ruhig geworden. Jetzt meldet der „Independent“, dass DB Fernverkehr die Pläne für den internationalen Hochgeschwindigkeitsverkehr von der Insel nach Kontinentaleuropa wegen „Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld“ zurückgestellt hat.

Gegenüber der britischen Zeitung "The Independent" soll ein DB-Sprecher geäußert haben, dass die einst geplanten Schnellverkehre von Frankfurt bzw. Köln nach London „in absehbarer Zeit nicht mehr auf der Agenda stehen“, obwohl im März noch von einem Start etwa 2020 berichtet wurde. Ausschlaggebend für das Nein durchgehender Züge durch den Eurotunnel auf die Insel seien technische und wirtschaftliche Gründe: Die ICE-Baureihe 407 (Velaro D) sei in Belgien noch nicht zugelassen (was eine Ausrede der Bahn ist) und das wirtschaftliche Umfeld hätte sich durch den Preiswettbewerb mit Billigfluggesellschaften deutlich verändert. Damit knickt die Deutsche Bahn vor der Luftfahrt ein.

Die Deutsche Bahn hatte bereits frühzeitig mit den Vorbereitungen für den Betrieb der Züge begonnen und im Jahr 2013 erfolgreich ein Sicherheitszertifikat für den Verkehr durch den Ärmelkanaltunnel erhalten. Eine ICE-Einheit wurde zu Werbezwecken sogar in London St. Pancras ausgestellt, nachdem sie von einer Diesellok über die Schnellstrecke HS1 gezogen worden war.

Ganz anders das Bahnunternehmen Eurostar. Mit modernen 16-teiligen Siemens Velaro-Zügen, die auf französischer Seite Tempo 320 km/h fahren und auf britischer mit 300 km/h, fahren täglich Tausende Passagiere, darunter gute 75 % Businesstraveller, ruckzuck von Paris nach London (knapp über 2 Stunden) und neuerdings fahren die blaugelben Flitzer auch auf der Rennstrecke London-Amsterdam. Die Rückfahrt nach der britischen Hauptstadt ist insofern etwas schwieriger, als es in Brüssel Midi Grenzkontrollen gibt und die Passagiere dort aus dem Zug müssen. Bekanntlich gehört Großbritannien dem Schengen-Raum nicht an und der Amsterdam Centraal (Hauptbahnhof) hat nicht die entsprechenden Einrichtungen.  

Andererseits bereitet der britische Betreiber der Hochgeschwindigkeitsstrecke High Speed One (HS1) selbst eigene Schnellverbindungen von London nach Bordeaux vor. In Aussicht gestellt hat das Unternehmen auch Direktverbindungen nach Frankfurt und Genf. Quelle: The Independent / DMM