Geschäftsreise - Besserung nicht in Sicht

Montag der 13. August (nicht Freitag, der 13.!!!), Geschäftsreise nach Prag, wo wir zu tun haben. Aus gutem Grund fahren wir diesmal mit der Bahn von Kitzingen nach Frankfurt-Flughafen, weil die Autobahn A3 ab dem Biebelrieder Kreuz nur noch der pure Wahnsinn ist. So gut wie jeden Tag Lkw-Unfälle und riesige Staus, außerdem sind einige heftige Baustellen auf der gut 150 km langen Strecke, die mit dem Auto infolge des Brummi-Irrsinns kaum noch unter drei Stunden zu schaffen ist. Soviel zum Thema Mobilität 2018.

Nach der heftigen Verspätung unseres Lufthansa-Flugs LH 1401 von Prag nach Frankfurt wollte die DB mit ihrem IC 2229 nicht nachstehen. Ankündigung am Flughafen-Fernbahnhof am späten Abend des 13. August 2018. Foto:GZ

Wir haben Lufthansa gebucht: Flug LH 1394 Frankfurt-Prag, Rückflug am gleichen Tag mit LH 1401, Prag ab 18.20 Uhr, Frankfurt an 19.25 Uhr. Weiter gehen sollte es um 20.36 Uhr mit ICE 821 Richtung Nürnberg. Unser IC 2028 kommt, oh Wunder, mit nur 5 Minuten Verspätung in Frankfurt Flughafen Fernbahnhof an. Bravo, so kann’s weitergehen. Hoch zum Terminal 1 und erst mal in die Lounge. Boarding soll ja erst um 09.35 Uhr sein. Zehn Minuten vorher beende ich meine Arbeit in der Lounge und laufe frohen Muts zu Gate 20. Dort mehr als 200 Leute. Die sollen alle in einen A319 passen? Dann die Durchsage, unsere Maschine nach Prag werde etwa 30 Minuten später starten; denn sie ist in Hannover nicht pünktlich weggekommen.

Ich treffe Kollegen, die mit uns fliegen wollen. Sie waren auf die 9-Uhr Prag-Maschine der Lufthansa gebucht, doch die war aus unerfindlichen Gründen gecancelt (angeblich wegen schlechten Wetters). Also wollten sie und zahlreiche weitere „gestrandete Passagiere“ mit uns nach Prag fliegen. Doch unser Flug LH 1394 war ausgebucht. Und die nächste Maschine um die Mittagszeit ebenfalls. Unsere Kollegen eines großen Autokonzerns mussten notgedrungenermaßen ihre Reise in Frankfurt abbrechen und wieder nachhause fahren. Wie vorhergesagt und natürlich mit 30 Minuten Verspätung wurde dann doch zum Boarding von LH 1394 aufgerufen. Nach einer ellenlangen Busfahrt vom T1 bis unmittelbar vor die Startbahn West, wo unser Flieger positioniert war, konnte die Reise endlich beginnen. Kurz vor dem Start noch die Erklärung des Kapitäns: Die Verspätung resultiere aus dem schlechten Wetter. Während Petrus in Frankfurt Tränen weinte, war’s dann, als wir den Prager Airport verließen, brüllend heiß.

Nach getaner Arbeit war am Spätnachmittag die Heimreise angesagt. Wieder mit Lufthansa. Flug LH 1401. Und damit komme ich wieder auf Murphy’s Gesetz zu sprechen, von wegen, es kann immer noch schlimmer kommen. Erst mal am Prager Airport in die Premium-Lounge. Man kann in den Lounge, sofern sie nicht so brechend voll sind wie am Vormittag in Frankfurt, mehr oder weniger ungestört arbeiten.

In meiner Lufthansa App steht noch immer Boarding für Flug LH 1401 um 17.50 Uhr. Ein Kollege macht uns plötzlich darauf aufmerksam, dass mit einem pünktlichen Rückflug nicht, zu rechnen ist; denn unsere Maschine, die aus Mailand erst mal nach Frankfurt fliegen sollte, war gerade erst in Frankfurt gelandet. Eigentlich hätte sie schon längst bei uns in Prag sein sollen. Übrigens kamen von Seiten der Lufthansa während der Wartezeit zwei Nachrichten, dass sich unser Gate erst von C09 und dann auf C02 geändert hätte. Eine Verspätungsnachricht aber, auf die warteten wir vergeblich. Die kam zwei Minuten, bevor zu unserem einmal mehr stark verspäteten Flug zum Boarding aufgerufen wurde. Dabei sind wir Vielflieger und wurden in der Vergangenheit immer über etwaige Verspätungen rechtzeitig informiert, um die Weiterreise disponieren zu können.

Über Flightradar24 und Google haben wir dann verfolgt, dass unsere A320 um 18.15 Uhr in Fraport mit Ziel Prag abgehoben hatte. Nett ist das schon, wenn man zuschauen kann, wie ein Flieger von A nach B unterwegs ist, erst recht, wenn es sich um den eigenen Flug handelt. Ziemlich genau um 19 Uhr landete unsere heiß ersehnte Maschine am Airport der Moldaumetropole. Wir machten uns auf den Weg von der Lounge zu Gate C02. Inzwischen war es 19.10 Uhr. Um 19.20 Uhr dann vergleichsweise flottes Boarding. Start dann um 19.30 Uhr. Meinen ICE um 20.36 Uhr in Frankfurt Flughafen Fernbahnhof zu erwischen, die Hoffnung hatte ich noch; denn üblicherweise verkehren ja auch die ICE mit mehr oder weniger deutlicher Verspätung.

Landung in Frankfurt um 20.16 Uhr. Wieder eine Außenposition wie am Morgen, meilenweit vom Terminal 1 entfernt. Die Busreise von der Außenposition zum Terminal 1 dann das übliche Ölsardinengefühl in der Fischdose, eng bis zum Geht nicht mehr. Um 20.30 Uhr öffnen sich die Bustüren nach einer Irrfahrt durch die Katakomben des Fraports. Ich stürme los, im Auge immer das Ziel auf den blau erleuchteten Hinweisschildern „Zu den Bahnhöfen“. Zum Glück habe ich nur meinen Aktenkoffer dabei, also leichtes Gepäck. Immer wieder Blicke auf die Uhr, und die ist unerbittlich, 20.37 Uhr zeigt sie mir. Noch ein 100 m-Sprint durch die Passage zum Fernbahnhof, die Rolltreppe runter zu Gleis 4 hasten, wo mein ICE Richtung Nürnberg starten sollte. Unten am Bahnsteig jede Menge Fahrgäste. Gottseidank, denke ich, der Zug hat wieder mal Verspätung. Dann der Schock: Mein ICE 821 ist weg. Er war (ausnahmsweise) pünktlich losgefahren. Ohne mich. Was steht da auf der elektronischen Hinweistafel? IC 2229 mit mindestens 45 Minuten Verspätung? Der Zug aus Kiel mit Ziel Nürnberg hätte eigentlich schon um 20.02 Uhr abfahren sollen. Passt doch. Punkt 20.52 Uhr rollte er ein. 50 Minuten später als geplant. Ich rein in einen der elf Waggons, nicht mehr viele Passagiere drinnen. Wunderbar. Viel Platz.

21.10 Uhr Einfahrt in Frankfurt Hbf. Dort die Durchsage des Zugchefs: „Verehrte Fahrgäste, aufgrund eines außerplanmäßigen Lokwechsels verzögert sich die Weiterfahrt unseres Zuges um etwa 10 bis 15 Minuten. Unsere Lok ist defekt und muss ausgetauscht werden. Wir bitten dafür um Entschuldigung. Vielen Dank“. Naja, das ist jetzt auch schon egal. Tatsächlich schaffte es die Bahn, den Lokwechsel binnen 20 Minuten zu meistern. Weiterfahrt um kurz nach 21.30 Uhr.  Was ich gut finde, zwei Zugbegleiter kümmern sich rührend um die Gäste und deren Anschlüsse. Und der Zugchef erklärt, jeder könne sich ein kostenloses alkoholfreies Getränk im Bordbistro holen. Doch der Weg dorthin, siehe Murphy, ist mir am späten Abend einfach zu weit. Und den Fahrgästen wurde ein Formular, Antrag für Entschädigung, in die Hand gedrückt, schließlich war es doch 80 Minuten Verspätung. Kurz vor Mitternacht dann Ende meiner Geschäftsreise. Die nächsten Flüge sind übrigens schon gebucht, u.a. mit Delta Airlines wieder in die USA. Ich bin schon ganz gespannt... Gernot Zielonka