Ist Lufthansa-Partner PrivatAir pleite?

Ein Wirtschaftskrimi, voreilig falsche Entscheidung eines Richters in Genf?, ein administrativer Fehler? Im Augenblick ist unklar, ob der ehemalige Lufthansa Partner Privatair SA wirklich pleite ist oder nicht. Jedenfalls hat das Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ), Eidgenössisches Amt für das Handelsregister (Bern), die Pleite der Privatair im Schweizerischen Handelsamtsblattt (SHAB) bekannt gemacht: „Mit Entscheid vom 24.09.2018, 14.15 Uhr, hat das Tribunal civil, Tribunal de première instance, in Genf, über die Gesellschaft den Konkurs eröffnet; demnach ist die Gesellschaft aufgelöst.“

Laut Schweizer Behörden ist Lufthansa-Partner PrivatAir insolvent. Foto: PA

Der Insolvenz widerum widersprechen Thomas Limberger, Chef des inzwischen britischen Eigentümers von PrivatAir, „ Silver Arrow Capital“ und Flugbetriebschef David Carnana. Beide behaupten, die Veröffentlichung der angeblichen Insolvenz beruhe auf einer Fehlinformation und würde vom zuständigen Insolvenzgericht korrigiert. Privatair fliege ohne Probleme weiter. Ob das so stimmt, ist die nächste Frage. Tatsächlich soll es in der Schweiz seit Längerem schon Gerüchte über Zahlungsprobleme bei Privatair gegeben haben.

PrivatAir operierte international unter einer Deutschen und Schweizer Lizenz (AOC). Von Juni 2002 bis Juni 2008 betrieb Privatair im Auftrag der Lufthansa einen Nonstop-Transatlantik-Dienst von Düsseldorf nach Newark. Es war ein Transatlantikflug mit ausschließlicher Business Class und gedacht für Geschäftsreisende. Zu diesem Zweck war eine deutsche Tochtergesellschaft PrivatAir GmbH mit Sitz in Düsseldorf gegründet worden, die nicht nur die vier A319 LR in eigener Verantwortung betrieb, sondern teilweise auch die Wartung mit eigenem Personal durchführte. Die Airbus-Jets wurden durch drei Boeing Business Jets (BBJ) ersetzt. Seit Mitte Januar 2005 bediente PrivatAir im Auftrag der Swiss an allen Werktagen die Strecke Zürich-New York/Newark mit einem BBJ (B 737-800) nach dem Vorbild der Lufthansa. Mit diesem Produkt hat auch die Swiss Geschäftsreisende auf der transatlantischen Hauptachse an sich gebunden.

Im November 2016 wurde die Gesellschaft mehrheitlich (51 %) von der britischen SilverArrow Capital Group mit Sitz in London, einer Gruppe privater Investmentgesellschaften mit den Schwerpunkten auf industrielle Wachstumsbranchen, Infrastrukturprojekte und Immobilien übernommen. Gründer und CEO ist Thomas Peter Limberger (u.a. Ex-Vorstandsmitglied von Genereal Electric Deutschland)  aus Bad Homburg.  Seit 2017 fliegt die PrivatAir zusätzlich auch für Konzerne wie TuiFly und Eurowings auf ausgesuchten Linien.

Anfang 2018 wurden mehrere neue Verträge mit Lufthansa (nach Dschidda (Saudi-Arabien) und Addis Abeba (Äthiopien) sowie eine Verlängerung der Route nach Pune (Indien) abgeschlossen. Ende Juni 2018 legte die Lufthansa die Zusammenarbeit mit Privatair plötzlich auf Eis. Begründung: „betriebliche und kommerzielle Gründe“. Man verhandle weiter, hieß es. Sucht man im Lufthansa Newsroom nach Privatair, bekommt man zurzeit „Keine Ergebnisse“. Auf der Lufthansa Homepage hingegen wird man unter diesem Stichwort auf das Angebot von Privat Jet verwiesen, ein Kooperationsprodukt mit dem langjährigen Partner NetJets. Quelle: SHAB / Lufthansa / DMM