Jaguars XE ist ein famoser Geschäftswagen...

...er wird aber sicher kein Selbstläufer. Doch die Chancen stehen unserer Meinung nach dennoch gut. Die Limousine sollte sich ein gutes Stück vom Kuchen des gewerblichen Markts abschneiden. Traditionell teilen sich den die deutschen Autobauer aus München, Ingolstadt und Stuttgart auch im Segment der Premium-Mittelklasse auf. „Wollen wir mit unserem neuen XE ändern“, meint Jaguar Deutschland-Geschäftsführer Peter Modelhardt. Über 50 % sollen die Nicht-privaten Kunden ausmachen, denkt Modelhardt.

Der Jaguar XE ist kein so richtiges Flottenauto, aber bei Freiberuflern, die einen Geschäftswagen abseits des Streamlines fahren möchten, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn es die Verkäufer und Firmenkundenberater nicht schaffen sollten, nennenswerte Stückzahlen los zu werden. Denn der XE, der im Segment der 3er, A4, C-Klasse & Co. ab Anfang Juni sein Glück versuchen wird, ist ein bildschönes und wirklich gutes Auto geworden.

Das allein freilich wäre kein Kaufargument. Geschäftskunden verlangen von einem Fahrzeug wie diesem viel mehr: Es muss vielfahrertauglich sein, es muss höchst effizient, sprich leistungspotent, komfortabel und gleichzeitig sparsam sein, es muss zum Image passen, die Betriebskosten müssen niedrig und das Restwertverhalten sehr gut sein. Alles Eigenschaften, die der XE zweifelsohne mitbringt. Schließlich soll der Wagen auch nicht allzu teuer sein, ob als Kauffahrzeug oder bei den Leasingraten. In Sachen Fullservice-Leasing vertrauen die Schwalbacher auf ALD.  

In die Phalanx der Platzhirschen einzubrechen ist bis heute keinem der Importeure gelungen, sieht man einmal von Volvo mit seinem V70 ab. Deutsche Fuhrparkverantwortliche sind nun mal mehrheitlich auf Firmenfahrzeuge von einheimischen Produzenten gepolt. Einzig Volvo kann, wenn auch nur in überschaubarem Umfang, dagegen halten. Jaguar indes hat schon mit dem XF gezeigt, dass er im Segment der oberen Mittelklasse Audi, BMW und Mercedes ebenbürtig ist. Vor allem der XF Estate gilt als einer der Lieblinge bei Ärzten, Rechtsanwälten, Unternehmensberatern etc.. Schade, dass es den XE höchstwahrscheinlich nicht als Kombi geben wird – die zu erwartenden Verkaufszahlen in den beiden einzigen starken „Kombi-Ländern“ der Welt, Großbritannien und Deutschland, reichen einfach nicht, damit sich ein „Station Wagon“ rechnet. Sonst wären seine Verkaufschancen sicher noch etwas besser hier zu Lande. Sei’s drum.  

Was es braucht, um den XE für Firmenkunden hoffähig zu machen, ist nicht nur das Automobil selbst. Es muss alle Eigenschaften bieten, die heute von einem modernen Geschäftswagen verlangt werden. Und das kann der XE (siehe oben). Er setzt als Sportlimousine neue Zeichen in der Premium-Mittelklasse. Seine zu 75 % aus Aluminium bestehende Leichtbaukonstruktion, die zugleich luftwiderstandsarme (Cw-Wert von 0,26) wie markante Karosserie in aktueller Jaguar Design-DNA (abgeleitet vom F-Type), das hochwertige Interieur, das agile Fahrwerk und modernste Infotainment-Lösungen machen ihn zum sprichwörtlichen „Fahrerauto“ seiner Klasse.  

Design. Der kurze vordere und längere hintere Überhang sowie die leicht zurückversetzte Kabine ("cab-rearward") verleihen dem Auto perfekte Proportionen. Die Architektur ermöglicht darüber hinaus eine tiefe, sportliche Sitzposition und ein fließendes, coupéartiges Profil. Die markant skulpturierte Motorhaube verpasst dem XE stramm gespannte Muskeln, die ansteigende Gürtellinie zusätzliche Dynamik und die hinteren Flanken einen Hauch von F-TYPE Coupé. Die J-förmigen Tagfahrlichter gelten als mittlerweile etablierte Jaguar-Signatur - mit den LEDs gibt sich auch der neue XE schon von weitem eindeutig als Jaguar zu erkennen. Bei den Heckleuchten zitierten die Designer hingegen ein Stilelement des legendären Jaguar E-TYPE: ein horizontales Band, das sich mit einem runden Element überkreuzt.   

Bestwerte. Zugleich setzt der jüngste Jaguar bemerkenswerte und für die Marke neue Bestwerte bei Verbrauch, Aerodynamik und Verwindungssteifigkeit. Mit je zwei hochmodernen Vierzylinder-Diesel- und Benzinmotoren (CO2-Emissionen von minimal 99 g/km) und einem dem Topmodell XE S vorbehaltenen 3,0-Liter-V6 (Topspeed 250 km/h) deckt das Fabrikat ein breites Leistungsspektrum ab. Die zwischen 120 kW (163 PS) und 250 kW (340 PS) starken Triebwerke leiten die Kraft via Achtstufen-Automatik oder – exklusiv für die Diesel – Sechsgang-Schaltgetriebe an die Hinterräder. Für die Selbstzünder-Modelle steht ein manuelles Sechsganggetriebe und alternativ eine ZF-Achtstufen-Automatik zur Wahl. Fünf Ausstattungs-Linien sprechen komfortverwöhnte Kunden ebenso wie Sportfahrer an. Ob der XE auch als Plug-in-Hybrid kommen wird, wer weiß? 

Der lange Radstand von 2.835 mm und die niedrige Sitzposition sorgen für ausgewogene Proportionen und ein coupéartiges Profil. Die sorgfältig ausgewählten und liebevoll verarbeiteten Materialien und Oberflächen verleihen dem Innenraum ein besonderes Flair, insbesondere freilich erst dann, wenn man zu einer der höheren Modelllinien greift. Technische Stoffe, feinnarbiges Leder und – je nach Ausstattung – doppelte Kontrastnähte und zweifarbig gestaltete Türverkleidungen und Sitze verleihen dann dem XE-Interieur eine gleich viel höhere Qualität.  

Ausstattung. Bei der Ausstattungsstrategie macht es Jaguar Interessenten leicht, die für sie optimale Motor- und Ausstattungs-Kombination zu finden. Denn bis auf das Topmodell XE S sind die verbleibenden vier Modelllinien an keine Motorisierung gebunden. Das heißt: Auch Kunden des 120 kW (163 PS) starken E-PERFORMANCE-Diesels und des 147 kW (200 PS) starken 2,0-Liter-Benziners stehen die luxuriöse Portfolio- oder die R Sport-Line offen. Lediglich der 250 kW (340 PS) starke XE S genießt sowohl in punkto Ausstattung als auch beim Design und bei der Fahrwerksabstimmung eine Sonderstellung.  

Zu den wichtigsten Sonderausstattungen für einen XE zählen Jaguar Smart Key & Keyless Start, die adaptive Geschwindigkeitsregelung ACC, ein Tote-Winkel-Assistent inklusive seitlicher Rückfahrüberwachung, Verkehrszeichenerkennung und intelligentes Fernlicht, eine beheizbare Frontscheibe, Scheibenwischer mit Regensensor (Serie beim XE S), eine elektrische Heckklappe und ein elektrisches Panorama-Schiebedach, elektrische 14/14-Wege-Sitzverstellung, beheiz- und kühlbare Front- sowie beheizbare Rücksitze, eine im Verhältnis 40:20:40 getrennt umklappbare Rückbank, Paneele in sechs verschiedenen Holzsorten, ein beheizbares Lederlenkrad, eine in zehn Farben konfigurierbare Ambiente-Innenraumbeleuchtung, das Head-Up-Display, DAB-Radios und das für höchsten Audi-Genuss bürgende Meridian-Soundsystem mit 380 Watt Leistung.  

Viel Sicherheit und Unterstützung des Fahrers. Das Rangieren auf engem Raum und in Parklücken erleichtern auf Wunsch neben einer Rückfahrkamera ein Surround-Kamerasystem, eine 360°-Park Distance Control und Assistenten auf Ultraschall-Basis für paralleles und senkrechtes Ein- und Ausparken. Die Karosseriestruktur des neuen XE ist auf die Einhaltung der weltweit schärfsten vom Gesetzgeber oder von Verbraucher-Organisationen definierten Crashtest-Anforderungen vorbereitet. Als Ergänzung zu diesem passiven Sicherheitsnetz kommen eine Reihe fortschrittlicher Assistenzsysteme. Sie sollen den Fahrer unterstützen und jede Reise noch sicherer und entspannter machen. Übrigens ist der XE das weltweit erste Modell mit der so genannten All Surface Progress Control (ASPC). Das System nutzt Off Road-Traktionshilfen und arbeitet wie eine auf niedrige Geschwindigkeiten eingestellte Cruise Control. Selbst auf extrem rutschigem Untergrund baut es bei Geschwindigkeiten zwischen 3,6 und 30 km/h ohne Durchdrehen der Räder maximale Haftung auf - und zwar ohne dass der Fahrer dazu irgendein Pedal betätigen müsste. 

Fahreigenschaften. Wir haben den Neuling quer durchs gebirgige Westspanien und auf der Rennstrecke des Circuito de Navarra bewegt. Unser Eindruck: der Wagen lässt sich perfekt handeln, liegt satt auf der Fahrbahn und meistert Kurven wie auf Schienen. Bei alledem schluckt er alle Unebenheiten sehr gut weg. Die Sitze sind sehr langstreckentauglich. Nehmen vier groß gewachsene Personen im Auto Platz, wird's für die hinten ziemlich eng. Aber das kennen wir auch von den Mitbewerbern.

Was wir zu kritteln haben? Die 6-Gang-Schaltung kam uns irgendwie etwas unharmonisch vor. Der Benziner hat uns auch mit Automatik nicht so recht überzeugt. Er wirkt etwas hektisch. Die Diesel sind von einem ganz anderen Kaliber, durchzugsstark und ohne Kraftschussunterbrechung und sie kamen uns sogar etwas leiser vor. Die Bedienung des Navis ist gewöhnungsbedürftig; wenn man erst ewig herumsuchen muss, um z.B. die Fahrtrichtung (richtungweisend, nach Norden etc.) einzustellen oder die Sprachhinweise einzuschalten, ist das nervig. Und noch etwas hat uns gestört: Hat man einen Beifahrer neben sich und will man zwecks Rechtsabbiegens sich nach rechts umschauen, erkennt man wenig, der breiten B-Säule sei Dank. 

Der neue Jaguar XE läuft in einem auf dem Areal des Land Rover-Stammwerkes Solihull neu errichteten Fertigungskomplex vom Band, die Montage der neuen Ingenium Motoren erfolgt im ebenfalls brandneuen Jaguar Land Rover Motorenwerk bei Wolverhampton. Der neue Jaguar XE startet am 13. Juni 2015 bei den deutschen Händlern zu Preisen ab rund 31.000 Euro netto für die beiden Dieselmodelle. Ein nicht zu unterschätzendes Kaufargument: Die Preise enthalten die Herstellergarantie von drei Jahren bei unbegrenzter Kilometerleistung sowie die Inspektionen, die in dieser Zeit anfallen. Quelle: DMM / Jaguar