Keine Lust mehr auf Fliegen

Ein US-Kolumnist stellte in einem Beitrag in USA Today die Frage, ob Amerikaner in Zukunft weniger oder vielleicht überhaupt nicht mehr fliegen möchten. Eine wahre Flut von Antworten kam, die doch ziemlich überraschend im Ergebnis sind: Eine große Mehrheit der Amerikaner, vermutlich aber eine stille, hat keine Lust mehr, ein Flugzeug zu besteigen.

Bei 330 Mio. Einwohnern hat man an den US-Airports mitunter den Eindruck, dass alle Amerikaner zu fliegen scheinen. Allein in den Monaten Juni, Juli und August soll es 246,1 Mio. Buchungen für Inlandsflüge geben. So ganz und gar nicht dazu passen will die Schätzung der U.S. Travel Aassociation, wonach 2017 etwa 32 Mio. Flüge vermieden worden sein sollen, was der heimischen Wirtschaft unterm Strich einen Verlust von 24 Mrd. US-Dollar beschert haben soll.

Unmittelbar vor dem Memorial Day (28. Mai) notierte Airfare Watchdog (Beobachter) einen Rückgang bei den Flugsuchen von 35 %; in einer Kurzumfrage unter 1.200 Amerikanern stellte sich dann heraus, dass 54 % der Amerikaner an einem der wichtigsten Ferienwochenende nicht mit dem Flugzeug verreisen wollten. In einer rasch folgenden weiteren Umfrage kam heraus, dass 57 % der Amerikaner an diesen Ferientagen lieber zuhause verbringen wollten, 24 % wollten mit dem Auto verreisen, 16 % mit dem Flugzeug und 3 % mit Bahn oder Bus.

Ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Immer mehr Amerikaner wünschen sich Hochgeschwindigkeitszüge, wie sie in Europa, in Japan oder China seit Jahren existieren. Und: Die Verärgerung über die Fluggesellschaften nimmt exorbitant zu: Teure Gebühren und immer engere unkomfortablere Sitze stehen an vorderster Stelle der Beschwerden. Viele Amerikaner kommen sich vor allem in der Economy-Klasse vor wie Nutzvieh oder Fracht. Insofern sind auch Aussagen verständlich, die besagen, sie wären froh gewesen, hätten sie nie ein Flugzeug besteigen müssen.

Nicht minder erstaunlich: Viele Ex-Vielflieger, die 2 oder 3 Mio. Meilen gesammelt hatten, die im Jahr sechs bis acht Langstreckenflüge absolvierten, haben ihre Flüge auf Null reduziert. Und man mag es kaum glauben: Selbst langjährige FlugbegleiterInnen und PilotInnen wollen nach Ende ihrer Berufslaufbahn mit dem Fliegen nichts mehr am Hut haben, sprich, sie verreisen nicht mehr mit dem Flugzeug.

Noch ein Resultat: Viele Amerikaner, die noch fliegen, geben ihren einheimischen Carriern schlechtere Noten als den ausländischen. Letztlich muss man sich nicht wundern, wenn 98 % der Zuschriften ihre Unzufriedenheit mit der Luftfahrt ausdrückten. Manche Zuschriften besagten, dass Familien lieber mit dem Auto oder Zug ein paar Tausend Kilometer fahren, z.B. von Illinois nach Kalifornien, als einen Flug zu buchen. Quelle: USA Today / DMM