Mercedes stoppt Auslieferung von Dieselmodellen

Nach Volkswagen scheint auch Daimler des Betrugs in Sachen manipulierte Dieselfahrzeuge überführt zu sein. Um keine teuren Rückrufaktionen zu riskieren, dürfen die Mercedes-Händler bis auf Weiteres bestimmte Dieselmodelle nicht mehr an Kunden übergeben.

Die Autohersteller rühmten sich jahrelang, dass ihre Modelle die jeweiligen Anforderungen zum Umwelt- und Gesundheitsschutz selbstverständlich erfüllen. Umso größer die Empörung als klar wurde, dass die Stickoxid-Grenzwerte der meisten Diesel-Pkw zwar auf dem Prüfstand im Labor, aber nicht in der Realität auf der Straße eingehalten werden. Und das ist bis heute so. Denn die EcoTest-Messungen des ADAC mit dem realitätsnahen WLTP-Zyklus beweisen, dass auch viele moderne Diesel mit der aktuell gültigen Euro 6-Norm unter Alltagsbedingungen nicht sauber sind.

Doch in etwa einem Jahr soll sich Grundlegendes ändern: Ab 01. September 2019 müssen alle neu zugelassenen Pkw die neue Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Was ist anders? Der NOx-Grenzwert von 80 mg/km bleibt gleich, doch der Prüfzyklus ist neu: Statt des alten NEFZ wird jetzt der WLTC (Worldwide harmonized Light-Duty Vehicles Test Cycle) verwendet.

Von der Verbotsaktion bei Mercedes betroffen sind Modelle der A-Klasse, der B- und C-Klasse mit modernen Vier-Zylinder-Motoren. Konkret handelt es sich um einen Vier-Zylinder-Diesel mit 1,6 l Hubraum, eine abgewandelte Version des Motors, den das Kraftfahrtbundesamt schon beim Lieferwagen Vito beanstandet hat; er stammt aus einer Kooperation mit Renault. Außerdem betroffen sind Dieselaggregate des Typs OM651 aus der Mercedes-Eigenentwicklung. Dieses Aggregat ist in verschiedenen Varianten in die Modelle CLA, GLA, GLE sowie die A- und die B-Klasse eingebaut. Außerdem geht es noch um einen Sechs-Zylinder-Diesel, der in den Geländewagen der G-Klasse steckt.

Den Mercedes-Handelsbetrieben wurde per internem Schreiben der Untertürkheimner  Konzernzentrale vom Freitagnachmittag, 22. Juni 2018, strikt verboten,  die betroffenen Fahrzeuge zuzulassen oder an Kunden auszuliefern, bis eine entsprechende Abhilfe in den Servicebetrieben verfügbar und an den Fahrzeugen umgesetzt ist. Das Schreiben erging "in Erwartung eines potenziellen Rückrufs". Wie bei den betroffenen Fahrzeugen des Volkswagenkonzerns muss nun auch Daimler in eine unbekannte Zahl von mutmaßlich getürkten Fahrzeugen ein Software-Update aufspielen, von dem niemand weiß, ob es irgendetwas hilft. Wann die bestellten Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert werden und ob die die manipulierten Fahrzeuge noch abnehmen müssen, ist unklar.

Einen Sprecher Daimlers zufolge soll es sich angeblich nur um einige hundert Fahrzeuge handeln, die bis Ende Mai 2018 produziert wurden und nur die alte Abgasnorm Euro 6b erfüllen. Die seit Juni gebauten Autos sollen die Norm Euro 6c einhalten, bei der der Abgastest etwas realistischer ist. Die ab 01.09.2019 verbindliche neue Schadstoffnorm Euro 6d-TEMP, die etliche Hersteller bereits mit ihren Neuwagen anbieten, erfüllen die Mercedes-Modelle nicht. Quelle: DMM