Noch spielen Diesel eine wichtige Rolle in Fuhrparks

Das aktuelle Diesel-Barometer der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT, erhebt und strukturiert Kraftfahrzeugdaten) im Oktober 2018 zeigt hohe Bedeutung des Dieselantriebs in den deutschen Pkw-Fuhrparks. Noch sind 85 % der Pkw in Fuhrparks Selbstzünder-Pkw, die große Mehrheit bereits mit Euro-6-Diesel. Die Tendenz geht indes weg vom Diesel.

Die bislang umfangreichste Erhebung von Zahlen in dieser monatlichen Publikation zeigt die Situation in den Fuhrparks, erklärt die Haltung von Endverbrauchern zum Thema Elektromobilität und wirft einen Blick auf die Situation beim Autohandel und den Markt insgesamt.
 
Die Ergebnisse im Überblick: 

  1. Fuhrparkleiter setzen weiterhin auf den Diesel: Die große Mehrheit der befragten Fuhrparkleiter (84 %) bestellt weiterhin neue Diesel-Pkw für den Einsatz in der Dienstwagenflotte. 20 % der dienstwagenberechtigten Fahrer, die ihren Pkw selbst aussuchen / konfigurieren dürfen, bestellen auch andere Antriebsarten.
  2. Die „WLTP-Situation“ sorgt für Verzögerungen bei den Bestellungen: Die Einkaufskonditionen für Diesel-Pkw haben sich im Vergleich zum Vorjahr von 2 auf 22 % deutlich verschlechtert. Hauptgründe dürften die Verzögerungen bei den Messungen nach dem neuen WLTP-Zyklus sein. Dies führt dazu, dass 60 % der Fuhrparkleiter die Fahrzeuge länger als geplant im Fuhrpark halten.
  3. Alternative Antriebe in Pkw-Flotten sind noch wenig gefragt: Mittelfristig planen derzeit noch weniger als die Hälfte der Fuhrparkleiter (48 %) die Anschaffung von Pkw mit alternativen Antrieben. Dies ist deutlich weniger als noch vor einem Jahr (55 %).
  4. Steuerliche / politische Rahmenbedingungen können Anreiz für Elektro-Pkw sein: 58 % der Fuhrparkleiter sehen Anreize für E-Fahrzeuge bei steuerlichen und politischen Rahmenbedingungen. Wichtig bleiben aber auch die eigene Car-Policy und die damit verbundenen CO2-Richtlinien, die sich die Firmen selbst gesetzt haben.
  5. Fuhrparks fahren vor allem moderne Diesel: 85 % der in den Fuhrparks vorhandenen Pkw fahren mit Dieselmotoren, davon nur noch 17 % mit der Emissionsklasse Euro-5. Alternative Antriebe spielen mit 4 % eine untergeordnete Rolle, zumal Effizienz bei den Fuhrparks vor Umweltschutz geht.
  6. Bei den Endverbrauchern sieht es freilich ganz anders aus: 66 % der für das DAT Diesel-Barometer befragten Endverbraucher fahren aktuell einen Benziner, nur noch 32 % einen Diesel. Alternative Antriebe sind bei 2 % der Befragten vorhanden.
  7. 69 % der Endverbraucher wollen sich derzeit kein Elektroauto kaufen, da sie die begrenzte Reichweite als hinderlich sehen. Weitere Gründe sind die noch hohen Anschaffungskosten (62 %) und die noch unausgereifte Infrastruktur von Ladestationen (42 %).
  8. Wenn es keine klassischen Verbrennungsmotoren mehr gäbe, würden sich 66 % der Befragten für ein Hybridfahrzeug entscheiden. Reine Elektro-Pkw und E-Fahrzeuge mit Reichweitenverlängerer („Range Extender“) kämen nur für 1/3 der Endverbraucher infrage.
  9. Die Umweltfreundlichkeit von E-Autos v.a. von Dieselfahrern kritisch gesehen: Von allen befragten Endverbrauchern halten 45 % E-Autos für umweltfreundlicher als Verbrenner. Von den Dieselfahrern sind nur 39 % dieser Meinung. Das rührt aber nur daher, weil in Deutschland der Strommix durch Strom aus Stein- und Braunkohle sowie aus Atomkraftwerken überdurchschnittlich hoch isdt. In Ländern wie Österreich, Schweiz, Norwegen etc. ist das reine E-Auto tausendmal umweltfreundlicher als ein Verbrenner. Deswegen beträgt der Zulassungsanteil bei reinen E-Autos in Norwegen bereit über 50 %. Bei der Befragung sollte der gesamten Lebenszyklus (u.a. Produktion, Nutzung, Recycling, etc.) beachtet werden. Mit 17 und 14 % ist der Anteil derer, die dazu keine Angabe machen konnten oder wollten, relativ hoch.  

Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement: „Die Dieseldiskussion hat für die CO2-Bilanz und die Entwicklung zu einer besseren Umweltbilanz von Fahrzeugflotten fatale Auswirkungen. Der Diesel-Anteil liegt mit 85 % in den Fuhrparks zwar unvermindert sehr hoch – über 80 % davon mit der umweltfreundlichen Euro-6-Norm. Doch obwohl es für Langstrecken noch keine ökologisch besseren Alternativen gibt, tendieren die Einkäufer und User-Chooser dazu, auf Benziner auszuweichen und nicht auf Elektromobilität oder andere Alternativen. Wir befürchten, dass die vorherrschende Diesel-Hysterie im schlechtesten Fall auch die Hersteller davon ablenkt, sich um die Entwicklung neuer und Verbesserung der vorhandenen Alternativen intensiv zu kümmern.“ Quelle: DAT / Bundesverband Fuhrparkmanagement / DMM