Rabattschlacht bei E-Autos nimmt Fahrt auf

Mit dem plötzlichen Wegfall des Umweltbonus bei Elektroautos im Dezember 2023 kam es bei Autohändlern zu einer Vollbremsung. Der Absatz elektrisch betriebener Fahrzeuge brach ein. Das Kraftfahrtbundesamt registrierte im Januar nur noch 22.474 Zulassungen von E-Autos, nach 54.654 im Vormonat. Natürlich ist der Januar immer ein schwacher Monat für neue Fahrzeuge, doch bei den batteriebetriebenen Pkw war es ein auffälliger Einbruch.

Doch die Hersteller und Händler wollen nicht abwarten. Zum einen laufen die Bänder. Die Produktionskapazitäten für Elektroautos wurden in den vergangenen Monaten hochgefahren. Die Autos stehen nun auf den Werksparkplätzen. Zum anderen müssen Hersteller einen CO2-Flottenwert erreichen. Liegt der Durchschnittswert aller verkauften Modelle in einem Jahr über dem individuell festgelegten Flottenwert, drohen für den Absatz innerhalb der EU Strafzahlungen. Das wollen die Hersteller vermeiden, also muss der Absatz abgasfreier E-Autos möglichst hoch ausfallen.

In diesem Jahr liegt der vorgegebene Durchschnittswert noch bei 95 g/km. Doch ab kommendem Jahr sinkt der Wert um 15 %. Wer jetzt weniger abgasfreie Autos verkauft, muss in 2025 noch stärker aufholen. Darum wollen die Autohersteller die Wachstumskurve bei E-Autos nicht abreißen lassen.

Null-Prozent Leasing. Einige Volkswagen-Händler testen die Reaktion ihrer Kunden mit einem befristeten Sonderangebot. Bis zum 20. Februar 2024 konnten Privatkunden für 199 Euro pro Monat den ID 3 für 24 Monate und 10.000 km Laufleistung pro Jahr leasen. Vergleichbare Angebote dürfte man in den kommenden Wochen wieder sehen. Die Feser-Graf-Gruppe aus Nürnberg bietet aktuell den elektrischen Skoda Enyaq für 0 %  im Privatleasing an. Pro Monat kostet das E-Auto 249 Euro bei 48 Monaten Laufzeit und 10.000 km Fahrleistung pro Jahr.

Leasing ist bei E-Autos besonders populär, weil sich der Nutzer am Laufzeitende weder um den Restwert beim Verkauf noch um den Zustand der Batterie sorgen muss. „Für 2024 muss mit einer Intensivierung des Preiskampfes gerechnet werden“, sagt Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. Das erweiterte Modellangebot deutscher Autohersteller trifft auf neue Marken aus Nordamerika (Tesla, Rivian, Lucid) und vor allem China (BYD, Nio, SAIC, Geely, GWM). Es geht um die Sicherung von Marktanteilen in der Elektromobilität. „Für die unzähligen Newcomer-Marken schlägt angesichts hoher Kapitalzinsen und der Wettbewerbsbedingungen die Stunde der Wahrheit. Gelingt es ihnen mittelfristig nicht, Skaleneffekte zu realisieren und ausreichend Investorengelder zu akquirieren, droht hier auf absehbare Zeit eine Insolvenzwelle“, prophezeit Bratzel.

30 Prozent Preissenkung. Wenn die Fahrzeuge chinesischer Autohersteller erstmal per Schiff in Europa angekommen sind, müssen sie zum Kunden. Die zu Great Wall Motors (GWM) gehörende Marke Ora änderte nicht nur den Namen ihres Kleinwagens Ora Funky Cat in GWM Ora 03, sondern senkte auch den Preis um 12.000 Euro auf 26.990 Euro (minus 30  %). Die Limousine Han von Build your Dreams (BYD) ist inzwischen um ein Viertel im Preis auf 51.800 Euro gesunken. Für ein 4,99 Meter langes E-Auto mit Allradantrieb und 520 km Reichweite ist das ein sehr guter Einstiegspreis.

Das Neuwagen-Vergleichsportal Carwow hat einen guten Überblick beim Kaufinteresse als auch der Preisentwicklung bei Autohändlern. So nahmen die Konfigurationszahlen für E-Autos im Dezember sukzessiv ab. Waren zu Monatsbeginn noch knapp die Hälfte aller konfigurierten Fahrzeuge Stromer, lag ihr Anteil Anfang 2024 bei nur noch 27 %. „Jetzt sehen wir aber wieder eine steigende Tendenz. Daran sind die Hersteller wohl nicht unschuldig. Vermutlich werden wir noch einige sehr attraktive Angebote für E-Autos im Jahresverlauf sehen“, sagt Philipp Sayler von Amende, Geschäftsführer von Carwow Deutschland. Diesen Preisvorteil könnten höhere Zins- und Versicherungskosten zunichte machen, befürchtet Jürgen Lobach. Er ist Chief Fleet Officer beim Auto-Abo-Anbieter Finn. „Doch rechne ich damit, dass sich die Listenpreise für E-Fahrzeuge denen für Verbrenner in der gleichen Fahrzeugklasse zunehmend anpassen“, sagt Lobach.

Das Interesse an E-Autos, insbesondere bei kleineren Modellen, sei ungebrochen. Hier werde Finn sein Angebot in den kommenden Monaten erweitern. „Wir sehen eine spürbare Nachfrage nach elektrischen Kompakt- und Kleinwagen, wenn die Abo-Rate vergleichbar ist mit der konkurrierenden Verbrenner-Version“, so Lobach. 7.000 Euro Abzug beim HauspreisDie beiden koreanischen Marken Kia und Hyundai legen attraktive Angebote nach. Kia bietet bis Ende März 2024 den Niro EV ab 299 Euro im Privatleasing an. Den Kia EV6 gibt es für 359 Euro pro Monat bei 36 Monaten Laufzeit und 10.000 km Laufleistung pro Jahr. Für die genannten Modelle gibt der Hersteller 4.785 Euro bis Ende März dazu. Die Summe wird beim Kauf entweder als Rabatt abgezogen oder bei einem Leasingvertrag als Anzahlung gewertet.

Mit „Erfahre Hyundai“ ziehen teilnehmende Händler bis Ende März bei den E-Modellen Kona, Ioniq 5 und Ioniq 6 mindestens 7.000 Euro beim Abschluss eines Kauf- oder Leasingvertrag vom Hauspreis ab. Der Dacia Spring 45 gehörte mit 22.750 Euro schon immer zu den günstigsten E-Autos in Deutschland. Das Modell mit einem Verbrennungsmotor wird in China auf den E-Antrieb mit 230 km Normreichweite umgerüstet und nach Europa gebracht. Aktuell gewährt die Marke, die zu Renault gehört, einen 44 %igen Rabatt und verkauft den Kleinwagen für 12.750 Euro. Günstiger lässt sich mit einem Viertürer nicht elektrisch fahren. Quelle: cen / DMM