Wahnsinn auf deutschen Straßen

Das Zusammenspiel von Sommerferien und katastrophaler europäischer Verkehrspolitik mit mehr als die 10 Mio. Lkw, die täglich durch Deutschland brummen und jährliche Schäden im dreistelligen Milliardenbereich anrichten, hat am Wochenende einmal mehr nicht mehr funktioniert. Auch DMM war betroffen und brauchte für die geschäftliche Autofahrt von Unterfranken nach Hamburg über 10 Stunden.

Der ADAC meldete am ersten Sommerferien-Wochenende bundesweit so viele Staus wie noch nie. Mit Sommerferienbeginn in Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz registrierte der Autoclub 4.300 Staus mit einer Gesamtlänge von 10.200 km. Ganz brutal waren die Autobahnen A5 und A7 überlastet. Dort gab es zwischen Frankfurt und Kassel sowie zwischen Fulda und Kassel Staus von jeweils über 20 km Länge, verursacht aber in erster Linie durch Lkw und deren Unfälle. Bundesweit wurden vom Freitagmittag bis zum frühen Samstagmorgen 74 Staus mit einer Länge von mehr als 10 km gezählt. In NRW waren es in den wenigen Stunden 1.102 Gemeldete Staus, in Bayern 761, in BW 644 und in Hessen 349.

Neun der zehn längsten Staus zählte der ADAC allein auf hessischen Fernstraßen. Insgesamt staute sich der Verkehr dort 349 Mal. Spitzenreiter war Nordrhein-Westfalen mit 1.102 gemeldeten Staus, gefolgt von Bayern (761) und Baden-Württemberg (644). Am Samstag und Sonntag waren es weitere 1.200 Staus mit Gesamtlängen von mehr als 3.000 km. Der ADAC macht weniger den absolut irrsinnigen Straßengüterverkehr für den Wahnsinn verantwortlich als die zu vielen Baustellen auf den Autobahnen (zurzeit 421) und weil wieder mehr Menschen mit dem Pkw in den Urlaub fahren. Riskant wird es am Wochenende 14./15. Juli, wenn in NRW die Ferien starten.  Das Üble: Millionen Brummifahrer blockieren auch noch die Rastanlagen und versauen sie buchstäblich. Deutsche Rastanlagen haben inzwischen einen sehr zweifelhaften Ruf weltweit: Sie gelten als die dreckigsten und sind obendrein von den Pkw-Fahrern, für die sie eigentlich gedacht sind, kaum noch zu nutzen.

Staus, wie sie der ADAC in den kommenden Wochen prophezeit:

Belgien: Autofahrer in Belgien sollten auf folgenden Autobahnen mehr Fahrzeit einplanen: A1 Antwerpen - Brüssel, A3 GÜG Eynatten-Aachen/D - Lüttich - Brüssel, A10 Brüssel - Oostende, A14 Antwerpen - Gent - Kortrijk und A21 GÜG Ersel/NL - Antwerpen.

Niederlande: Staus sind insbesondere auf diesen Routen vorprogrammiert: A1 GÜG Bentheim/D - Amsterdam, A4 Amsterdam - Den Haag - Rotterdam, A7 GÜG Bunde/D - Groningen - Amsterdam, A12 GÜG Emmerich/D - Utrecht - Den Haag und A67 GÜG Venlo/D - Eindhoven - GÜG Ersel/B.

Frankreich: In Frankreich wird – wie in den Jahren zuvor – die Fahrt vor allem auf folgenden Ferienstrecken zum Geduldsspiel: die Route über die A 36 / A 39 / A 7 (Mühlhausen - Dole - Lyon - Orange), die A 9 (Orange - Nimes - Montpellier - spanische Grenze) und die A 8 an der Côte d`Azur von Monaco nach Aix-en-Provence.

Österreich: Problemstrecken in Österreich sind vor allem die West-Autobahn A 1 (Salzburg - Wien), Ost-Autobahn A 4 (Wien - Nickelsdorf/Budapest), Tauernautobahn A 10 (Salzburg - Villach), Inntalautobahn A 12 (Kufstein - Innsbruck), Brennerautobahn A 13 (Innsbruck - Brenner) und die Fernpass-Route B 179 (Füssen - Reutte - Nassereith). Deutlich weniger Staus muss man befürchten, wenn man für die Fahrt nach Süden die Route durch den Felbertauerntunnel wählt.

Schweiz In der Schweiz werden Pkw-Fahrer auf der Gotthard-Route A 2 vor dem Gotthardtunnel, auf der San Bernardino- Route (A 13), auf der A 1 (St. Gallen - Zürich - Bern) sowie der A 3 (Basel - Zürich - Chur) warten müssen. Eine gute wenngleich nicht ganz billige Alternative zur Gotthard-Route ist die Lötschberg-Autoverladung.

Italien: Über ein großes Zeitpolster verfügen sollte auch, wer nach Italien will. Häufig dicht sind die A 22 Brennerautobahn zwischen dem Brenner und Modena, die A 23 (Villach - Udine), die A 4 (Brescia - Verona - Venedig - Triest) sowie der schmale slowenische Küstenstreifen bis zur kroatischen Grenze bei Dragonja, die A 7 (Mailand - Genua), die A 9 (Chiasso - Mailand) sowie der Großraum Mailand.

Tschechien: Viel Geduld sollten Autofahrer auf der D 1 (Prag – Brünn) haben. Der Grund: Die Autobahn ist in die Jahre gekommen und wird derzeit komplett erneuert. Die Folge sind längere Baustellenabschnitte, die bei hohem Verkehrsaufkommen zwangsläufig zu Staus führen.

Auch die Grenzen sind regelmäßig Staufallen. Quelle: ADAC / Hessenschau / DMM